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Aktuelle Seite: 14., Laurentiusplatz Breitenseer Kirche
WS-14.10
14. Bezirk - Penzing

Ludwig Zatzka / Eduard Zotter

1896-1898

Der kleine, weit außerhalb der Haupt- und Residenzstadt Wien gelegene Ort Breitensee war bereits im 12. Jahrhundert rund um einen Teich entstanden. In den 1730er Jahren ließ der damalige Besitzer der Herrschaft Breitensee ein Schloss mit einer Kapelle erbauen, die auch den Ortsbewohnern für die Messfeiern zur Verfügung stand. (Das Schloss und die Kapelle wurden 1905 abgerissen) 1873 wurde der Teich zugeschüttet, Häuser wurden errichtet und der heutige Laurentiusplatz angelegt. 1892 wurde Breitensee mit den umliegenden Orten als 13. Bezirk in Wien eingemeindet, während des Naziregimes jedoch im Zuge der Neuplanung von „Groß-Wien“ in den 14. Bezirk eingegliedert.

Nach der Eingemeindung verzeichnete Breitensee einen bedeutenden Bevölkerungszuwachs und die Schlosskapelle St. Laurentius, die nur rund 100 Personen fassen konnte, wurde zu klein. 1895 wurde daher ein Kirchenneubau beschlossen und der Baumeister Ludwig Zatzka mit der Planung beauftragt. Zatzka entstammte einer angesehenen Baumeisterfamilie in Breitensee und soll hier „ca. die Hälfte der Häuser“ errichtet haben. Für die bedeutende Bauaufgabe des Kirchenbaus ging jedoch Zatzka, der nur kurz Gasthörer von Friedrich Schmidt war und keinen akademischen Abschluss erlangt hatte, mit dem Architekten und ehemaligen Schmidt-Schüler Eduard Zotter eine Partnerschaft ein.

Die monumentale neogotische Kirche ist in Sichtziegelbauweise als dreischiffiger, basilikaler Längsbau mit einem breiten Querschiff und einer Einturmfassade errichtet. Einzelne helle Sandsteinelemente lockern den mächtigen Baukörper auf. Die Tympanonmosaike der drei Kirchenportale wurden von Alfred Roller, Mitbegründer der Wiener Secession, entworfen.

Zweifellos hat sich das Architektenteam die Kirchen, die Friedrich Schmidt in den 1860er bis 1880er in Wien Jahren errichtet hatte, sehr genau angesehen. Nicht nur bei der Gesamtkonzeption griffen sie Charakteristika des Schmidt’schen Kirchenbaus auf. Die Einturmfassade zeigt eine große Ähnlichkeit mit Schmidts Weinhauser Kirche (1883-89) im 18. Bezirk, und bei der Planung des Grundrisses und der Chorgestaltung haben sich die Architekten offenkundig an der Weißgerber Pfarrkirche im 3. Bezirk (1866-1873) orientiert.

Zatzka und seine Familie haben den Kirchenbau mit Spenden maßgeblich unterstützt: Hans Zatzka, der Bruder des Baumeister hat das Hochaltarbild und die Wandmalereien an den Querhauswänden kostenlos hergestellt. Die Eltern des Architekten spendeten die Glocken und den Glockenstuhl und Leopold Zatzka selbst finanzierte die Kirchenbänke und die Anschaffung der Orgel. Gleichsam auf diese Stiftung hinweisend, ist seine Porträtbüste unter der Emporenbrüstung und nicht, wie im Mittelalter üblich am Kanzelfuß, angebracht

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche mehrmals renoviert, wobei im Innenraum entsprechend den jeweils aktuellen Bedürfnissen der Pfarrgemeinde einige Änderungen vorgenommen wurden.

1953 wurde die dunkle Schablonenmalerei mit heller Farbe übertüncht und der Hochaltar um fünf Stufen angehoben, um den Gläubigen eine bessere Sicht zum Altar zu ermöglichen.

1964 wurde von Ladislaus Hruska in Zusammenarbeit mit dem Maler und Graphiker Heinrich Tahedl die Taufkapelle in moderner Formensprache ausgestaltet. Die Grundrissform der Kapelle aufgreifend, ist das steinerne Taufbecken fünfeckig ausgeführt.

In den 1970er Jahren wurde entsprechend den Bestimmungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ein Volksaltar aufgestellt, wodurch der Hauptraum eine entscheidende Neuorientierung erfuhr. Denn die Situierung des neuen Altars in der weit vom Hauptaltar entfernten Vierung ermöglichte, die breiten, als Seitenkapellen eingerichteten Querhausarme gleichsam zu einem Teil des Hauptraums umzufunktionieren. Die zu den Seitenaltären gerichteten Kirchenbänke wurden einfach umgedreht und auf diese Weise der Effekt eines Zentralraums hergestellt, in dem die Gläubigen an drei Seiten des Altars an der Messfeier teilnehmen können. Im Zuge der Erneuerungen wurde auch die linke Kapelle neben dem Chorhaupt als Werktagskapelle eingerichtet und die Kapelle Schmerzhafte Muttergottes neben dem Kircheneingang wurde mit einem Buntglasfenster von Heinrich Tahedl modernisiert.

1995 wurde bei einer neuerlichen Renovierung die helle Wandfarbe des Innenraums erneuert und die konstruktiven Elemente durch eine rötliche Färbelung betont.

Die bemerkenswerten zwölf Meter hohen Glasmalereifenster einer böhmischen Glaswerkstatt sowie die Altäre mit reichem Grödner Holzschnitzwerk und zahlreichen geschnitzten Heiligenfiguren haben sich aus der Bauzeit erhalten.

Historismus