3950 Gmünd
Stadtplatz 45
Zubau
1981-1982
Um 1200 wurde eine einschiffige Kirche mit einem Chorturm errichtet, im 14. Jahrhundert wurde an den Turm ein gotischer Chor angebaut und das Langhaus um zwei Seitenschiffe erweitert. Nach Ende der Gegenreformation (1648) erfolgte die Barockisierung des Kirchenraums. 1852 brach in der Kirchengasse ein Brand aus und zerstörte den Kirchturm. Zwei Jahre später wurde an der Westfassade ein neuer, höherer Turm angebaut. Um 1903 erfolgte die Erneuerung der Innenausstattung im neogotischen Stil und von der „Tiroler Glasmalerei“ wurden neue Glasfenster hergestellt.
Die Forderungen des 2. Vatikanischen Konzils, mit der Konzeption eines Gemeinschaftsraumes die Distanz zwischen Altar und Laienraum aufzuheben, um der Gemeinde eine vertiefte Teilhabe an den liturgischen Feiern zu ermöglichen (mehr hier), bedeutete für die Pfarrgemeinde eine beinahe unlösbare, Jahrzehnte lang diskutierte Herausforderung. Denn die massiven Säulen und Pfeiler der vorangegangenen Umbauten bzw. Erweiterungen nahmen im Innenraum so viel Platz weg, dass vom Großteil der Sitzplätze nicht einmal die Sicht zum Altar möglich war.
Nachdem die Vorschläge eines Anbaus an das Langhaus verworfen worden waren, und die Idee, die Dimension der Säulen und Pfeiler zu reduzieren, aus statischen Gründen nicht möglich war, beauftragte der damalige Pfarrer den Architekten Clemens Holzmeister eine Lösung vorzulegen. Holzmeister, erfahren nicht nur bei Kirchenneubauten, sondern auch bei Kirchenerweiterungen, machte angesichts der „Verworrenheit der Gesamtanlage […] einen kühnen Vorschlag.“ Sein Plan sah die Erweiterung des Chorbereiches vor, um ihn zum „neuen Mittelpunkt“ der Kirche zu machen. Dazu ließ er die Seitenwände des Chores durchbrechen und jeweils ein Seitenschiff anbauen. (Am linken Schiff wurde zusätzlich ein niederer Sakristeianbau angefügt) Die Zubauten erhielten große Rundfenster, die dem ebenfalls von Holzmeister entworfenen Volksaltar zusätzlich zu den Glasfenstern in der Apsis als Lichtquelle dienen. In den neu gewonnen Anräumen wurden die Kirchenbänke mit Sicht auf den Altar angeordnet. Beim Langhaus konnte und wollte Holzmeister keine Eingriffe vornehmen. Aber er war überzeugt, mit der Chorerweiterung einen wesentlichen Beitrag zur „Zusammenfassung der Gemeinde zu einer Einheit“ geleistet zu haben.
Beim Abriss der Chorseitenwände wurden gotische Fresken entdeckt, die abgenommen und auf die Pfeiler des ehemaligen Turmes übertragen wurden. Die neogotische und zum Teil auch die barocke Innenausstattung blieben weitgehend erhalten.