2651 Gem. Reichenau an der Rax
Edlach an der Rax 10
1938-1939
Die wohlhabende Witwe Berta Heller aus Wien vermachte der katholischen Kirche ihr gesamtes Vermögen mit der Auflage, in Edlach, ihrem Zweitwohnsitz, eine Kirche zu bauen. Die von einem örtlichen Baumeister entworfenen Pläne gefielen der Erzdiözese Wien nicht und sie übertrug Robert Kramreiter, Architekt des Erzbischöflichen Ordinariats Wien, die Planung.
Kramreiter arbeitet mehrere Jahre mit Domenikus Böhm zusammen, der in Deutschland im katholischen Kirchenbau bahnbrechend tätig war. In dessen Sinn war auch Kramreiter ein Verfechter der vorkonziliaren Erneuerungsbewegung der 1920er/30er Jahre, die der aktiven Teilnahme der Gläubigen an der Liturgiefeier besondere Bedeutung zumaß und zu diesem Zweck den Altarbereich als Mittelpunkt der Messfeier und der Gemeinde gestalten wollte. (mehr hier)
Bei der Kirche in Edlach hat Kramreiter jedoch die neuen Ideen eher halbherzig umgesetzt. Wohl sah er einen großen Gemeinschaftsraum vor, aber der Grundriss wirkt mehr vom Barock inspiriert als modern konzipiert. Denn er verlegte den Altar nicht in den Bereich des Hauptraumes, sondern in einen, in traditioneller Manier vom Hauptraum abgesetzten Chorraum. (Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurde der Volksaltar in die Mitte des Hauptraumes versetzt).
Der Kirche liegt inmitten einer gebirgigen Gegend und Kramreiter meinte, dass ihm sofort bewusst war „…hier eine Anlage planen zu müssen, welche […] in der gesamten Wirkung volkstümlich und malerisch ist.“ So wie bereits zur Jahrhundertwende üblich, brachte auch er das Malerische durch einen vielgliedrig aufgelösten Baukörper zum Ausdruck, indem er das gesamten Gebäudes aus unterschiedlich hohen und großen Kuben und Zylindern zusammensetzte. Die nüchtern gestalteten Einzelteile sowie der Verzicht auf jeglichen Dekor zeigen, dass Kramreiter auf die Wirkung des Baukörpers an sich zählte. Ob die Kirche von der Gemeinde als „volkstümlich“ empfunden wurde sei dahingestellt – diese Wortwahl war wohl vor allem an die neuen Machthaber des Nationalsozialismus adressiert, die den modernen Neubau mit Argwohn beobachteten.