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Aktuelle Seite: Gänserndorf-Süd Emmauskirche
NÖS-67
Bez. Gänserndorf

Johann Hoffmann

1995-1996

Der kleine Ort Gänserndorf erfuhr mit dem Anschluss an die Kaiser Franz-Josef-Nordbahn 1838 einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung und in den folgenden Jahren einen eklatanten Bevölkerungszuwachs. 1958 wurde der Ort zur Bezirkshauptstadt erhoben und im Süden der Stadt entwickelte sich der Stadtteil Gänserndorf-Süd. Die große Entfernung zur Gänserndorfer Pfarrkirche ließ schon sehr bald den Wunsch nach dem Bau einer Kirche und einer Seelsorgestation entstehen. Erst nach jahrelangen Verhandlungen, Planungen und Überlegungen konnte jedoch das Vorhaben realisiert werden.

Mit dem Bau für rund 110 Gläubige wurde 1995 der Architekt Johann Hoffmann beauftragt, der seine Zielsetzung grundsätzlich formulierte: „Die Architektur soll der Weg sein, um das Gemeinschaftsbewusstsein zu fördern und um Menschen als teilnehmende und aktive Mitglieder der Gemeinschaft wirken zu lassen“. Vereinzelt schon in den 1920er Jahren, aber generell nach dem 2. Vatikanischen Konzil hat die Forderung, die Gläubigen intensiver am Messgeschehen teilhaben zu lassen, die Planung von Kirchenneubauten maßgeblich beeinflusst. (mehr hier) Es wurden zentrale Haupträume konzipiert und der Altar weit in den Raum, zum Teil sogar ins Zentrum gerückt und die Kirchenbänke oder Einzelsessel zu drei Seiten des Altars aufgestellt.

Auch Hoffmann hat einen Zentralraum geplant, allerdings hat er den Altar deutlich von den Gläubigen getrennt und die Kirchenbänke wie im traditionellen Langhausschema in zwei Blöcke zusammengefasst. Ein breiter Mittelgang solle einen „feierlichen Mitteleinzug“ ermöglichen. Mit dieser Anordnung hat er jedoch seine eigene Zielsetzung nur halbherzig erfüllt und im ausgehenden 20. Jahrhundert noch eine sehr konservative Einstellung zu erkennen gegeben. Es überrascht dann auch nicht, dass er sich entschieden gegen die Nutzung der Kirche als Mehrzweckraum aussprach, obwohl die Errichtung eines Veranstaltungsaals im anschließenden Pfarrzentrum erhebliche Mehrkosten verursachte.

Um eine „kontemplative Atmosphäre“ hervorzurufen, hat Hoffman der Innenraumgestaltung bewusst eine schlichte und ruhige Gesamtkonzeption zu Grunde gelegt. Ein „großzügiges Lichtband und einer Oberlichtpyramide“ erzeugen eine helle Lichtwirkung, Die Holzdecke bewirkt eine angenehme Raumatmosphäre.

Der fast 5 Meter breite Flügelaltar und das Friesband im Altarbereich wurde mit Ölfarben auf Holz von Franz Kaindl geschaffen. Dargestellt sind der „Gang nach Emmaus“ und die „Sendung des Propheten Jona nach Ninive“.

In einiger Entfernung vom Haupteingang steht ein 12m hoher Turm, dessen Stahlkonstruktion das Erscheinungsbild der Bohrtürme im Marchfeld aufgreift und der als Wahrzeichen von Gänserndorf-Süd Bedeutung erlangen sollte.

20. Jhd.