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Aktuelle Seite: Gmünd-Neustadt
NÖS-76
Stadt Gmünd

Josef Friedl

1950-1953

Während des Ersten Weltkriegs entstand am Rande von Gmünd ein großes Flüchtlingslager, in dem vor allem Geflohene aus Galizien, der Bukowina sowie Istrien Aufnahme fanden. Für die rund 30.000 Personen wurden neben Wohnbaracken auch eine Schule, ein Spital sowie eine hölzerne Kirche errichtet.

Nach Ende des Krieges wurden zum Teil bestehende Gebäude saniert, zum Teil durch Neubauten ersetzt. Ein neuerlicher Flüchtlingszuzug während des Zweiten Weltkriegs sowie Zerstörungen durch Bombentreffer erforderte wiederum eine Reihe von Neubauten und auf dem Areal des Flüchtlingslagers entstand Gmünd-Neustadt als neuer Stadtteil.

Auf Grund der Baufälligkeit der immer noch bestehenden, von Max Joli errichteten Holzkirche wurde schließlich auch ein Kirchenneubau erforderlich, für dessen Planung der Architekt Josef Friedl gewonnen wurde. Die breit angelegte symmetrische Fassade weist neoromanische und heimatstilartige Formulierungen auf und der gesamte Gebäudekomplex zeigt auf den ersten Blick einen eher konservativen Gestaltungswillen des vorwiegend als Kirchenerbauer bekannt gewordenen Architekten.

Interessant ist jedoch die ungewöhnliche Gestaltung der Hauptfassade. Friedl modifiziert nämlich einerseits die Formulierung eines romanischen Westwerks. Andererseits verfremdet er eine romanische Doppelchoranlage mit dem in der Mittelachse angesetzten winzigen „Chörchen“ – eine Lösung, die bereits postmoderne Ironie vorwegzunehmen scheint.

Die strenge Symmetrie wird durch beiderseits des Langhauses angesetzte Nebengebäude betont, die für einen großzügig dimensioniert Pfarrhof bzw. für das Pfarrheim bestimmt waren.

Der quadratische Hauptraum der Kirche spiegelt zwar neue liturgische Bestrebungen wider, die durch den Wegfall von in Schiffe trennende Stützen einen vertieften Zusammenhalt der Gläubigen untereinander und mit dem Priester anstrebten. Die hierarchische Trennung des Priesters in der weit vorragenden Apsis konterkariert allerding die neuen Zielsetzungen.

Bemerkenswert ist die aus 24 Stahlbetonteilen zusammengesetzte Flachkuppel mir einem Durchmesser von 22 Metern. Die Wandmalereien in der Kuppel stammen von Lucia Jirgal. Die Wandmalereien in der Apsis, die die Herrschaft Christi über die geistlichen und weltlichen Stände zeigen, sind ein Werk des Künstler-Ehepaars Piffl-Moser. Die gesamte Innenausstattung wurde unmittelbar nach dem Ende der Bauarbeiten ausgeführt.

An der Portalanlage befinden sich von Adolf Treberer-Treberspurg geschaffene Figuren der Erzengel Michael und Gabriel.

20. Jhd.