2333 Hennersdorferstraße 13
1950-1952
In dem kleinen Ort Leopoldsdorf wurde im Mittelalter eine Burg errichtet, die später mehrmals erweitert und zu einem Schloss umgebaut wurde. Die Schlosskapelle stand den Bewohnern für den Kirchenbesuch zur Verfügung und wurde im 16. Jhd. sogar zur Pfarrkirche erhoben.
Die reichen Tonvorkommen in dieser Gegend ließen schon früh Ziegelwerke entstehen und als 1803 der Wiener Neustädter Kanal eröffnet wurde, der einen kostengünstigen Transport der Ziegel nach Wien ermöglichte, entstanden weitere Ziegelwerke und viele Arbeit suchende Menschen ließen sich in Leopoldsdorf nieder.
Mit der wachsenden Bevölkerung stieg auch die Anzahl der Wohnbauten und neue öffentliche Gebäude entstanden. Die Schlosskapelle wurde für die Gläubigen zu klein und als 1910 ein Kindergartengebäude erbaut wurde, stiftete die Familie Dachler, die damaligen Besitzer der Ziegelwerke, einen kleinen Kapelleneinbau, der auch von den Ortsbewohnern besucht werden konnte. Das war natürlich keine Lösung für die Raumnot der Pfarrkirche, aber ein Neubau konnte erst 1950 verwirklicht werden.
Der damalige Schlossbesitzer stellte ein Grundstück zur Verfügung und die Architekten Hanns Kunath und Josef Horacek, beide als Erbauer von Gemeindebauten in Wien bekannt, wurden mit der Planung beauftragt. Das Architektenteam entwarf einen kleinen Betonbau mit einem rechteckigen Hauptraum mit Satteldach, einer Einturmfassade sowie einer eingezogenen, gerade abgeschlossenen Apsis im typischen, schlichten Stil der 1950er Jahre. Die glatte Fassade erhielt ein Sgraffito mit einer Mariendarstellung, die den Bezug zum Weihetitel „Herz Mariae“ herstellt. Die stilistisch traditionell gestaltete Mariendarstellung sowie ornamental eingesetzte Natursteine in der Sockelzone mildern die Kargheit des Betonbaus.
Im Innenraum ist der offene Dachstuhl durch moderne, weiß gefärbelte Betonstrebegurten markant strukturiert, die Ausfachung mit dem traditionellen Material Holz lässt jedoch eine anheimelnde Raumatmosphäre entstehen. Dazu passt die Altarwand mit der – wiederum sehr konventionell ausgeführten – geschnitzten Madonna mit Kind und den kreuzförmig angeordneten gotisierenden Bildern.
Insgesamt ergibt sich das Bild einer geglückten Zusammenführung von modernen Gestaltungselementen und herkömmlichen Darstellungsweisen sowie von modernen und traditionellen Materialen. Dem Architektenteam ist es damit gelungen, die kleine Kirche harmonisch dem dörflichen Umfeld des Ortes anzupassen.
An der Apsiswand der Kirche wurde ein dreiflügeliger Pfarrhof angebaut, der mit rundumlaufenden Arkaden einen Innenhof umschließt.