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Aktuelle Seite: Alt-Nagelberg
NÖS-03
Bez. Gmünd

Josef Friedl

1959-1960

Bereits 1780 hatten die Besitzer der Glashütte Nagelberg neben der Fabrik eine Kapelle errichtet. Da die Fabrikskapelle für eine Pfarrkirche zu klein war, wurde nach dem Ersten Weltkrieg ein Kirchenneubau beschlossen. Unstimmigkeiten mit den Inhabern der Glashütte verhinderten jedoch den Bau, und erst als die Diözese St. Pölten ein Grundstück zur Verfügung stellte, konnte 1959 mit dem Neubau begonnen werden.

Mit der Planung wurde der Wiener Architekt Josef Friedl beauftragt, der sich in Niederösterreich bereits durch etliche Kirchenbauten einen Namen gemacht hat. Friedl plante einen schlichten Saalbau mit einem eingezogenen, erhöhten Chor, dem an einer Seite ein quadratischer Turm angefügt ist.

Die verschmälerte Apsis sowie die in gleicher Breite leicht erhöhte Deckenkonstruktion des Hauptraumes zeigen, dass Friedl das traditionelle Schema eines dreischiffigen Kirchenbaus aufgegriffen, aber durch den Wegfall der trennenden Säulen zum modernen, stützenlosen Saalraum modifiziert hat. Die Errichtung der Kirche aus Eisenbeton machte dies möglich und erlaubte ihm auch eine moderne Abwandlung der traditionellen Verwendung von Wandpfeilern an den Seitenwänden. Das Baumaterial unverputzt zur Schau stellend, hat Friedl die gewohnte Statik in fast postmoderner Manier gleichsam auf den Kopf gestellt und die Pfeiler von der Decke zum Boden hin verjüngt.

Mit den Sichtbetonpfeilern, einer hölzernen Deckenverkleidung und Waldviertler Granitsteinen an der Altarwand hat Friedl eine subtile, ästhetisch stimmige Beziehung zwischen modernem und traditionellem Baumaterial hergestellt und dem Innenraum mit hohen, zick-zack gefalteten Fenstern zusätzlich Dynamik verliehen.

20. Jhd.