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Aktuelle Seite: St. Pölten-Stattersdorf Milleniumskirche
NÖS-235
Stadt St. Pölten

Wolfgang Pfoser

1999-2000

Der Ort Stattersdorf wurde während des NS-Regimes „Groß-St. Pölten“ angegliedert und verblieb nach einer Volksbefragung 1955 als VII. Bezirk Teil der Stadt.

Bei einem Wettbewerb für einen Kirchenbau errang der St. Pöltern Architekt Wolfgang Pfoser den 1. Preis und mit dem Bau wurde 1999 als letztem des 20. Jahrhunderts in Niederösterreich begonnen.

Jahrhundertelang galten der Längsbau und der Zentralbau als kanonische Grundrissformen eines katholischen Sakralbaus. Im 20. Jahrhundert wagten viele Architekten neue Formulierungen, zu den außergewöhnlichsten zählt wohl der elliptische Grundriss, den auch Pfoser wählte. (mehr hier) Er beschreibt sein Projekt als einen „in Form und Material von der Umgebung abgesetzten, städtebaulich signifikanten, elliptischen Kirchenbaukörper, welcher durch einen orthogonalen Sockelbaukörper durchdrungen wird.“

Wolfgang Pfoser war es ein Anliegen, mit dem Neubau einen Bezug einerseits zum bedeutenden St. Pöltner Dom und andererseits zur vertrauten Stattersdorfer Ortskapelle herzustellen. (Die Kapelle wurde 2014 der serbisch-othodoxen Kirche übergeben.) Um diesen - ideellen - Kontext zu den weit entfernt liegenden Gebäuden architektonisch umzusetzen, verschwenkte er die Hauptachse des elliptischen Baukörpers, sodass die gedachte Verlängerung der Längsachse genau auf die Mitte der Luftlinie zwischen den beiden Sakralbauten trifft.

Der hoch aufragende Hauptraum ist mit Zinkblech verkleidet und von einer flachen Dachscheibe mit einem umlaufenden Oberlichtenband abgeschlossen, das im Kircheninneren die Ellipsenform betont und die Decke optisch schwebend erscheinen lässt. Der Hauptraum verbreitert sich an einer Seite zu einem rechteckigen erdgeschossigen Sichtziegelanbau, der die Kreuzwegstationen als Fensterbilder enthält. Die Bilder wurden von Willi Bernhard entworfen und von Rudi Gritsch in Schmelzglastechnik hergestellt. Auf der anderen Seite der elliptischen Grundform ist der zweite Teil des „Sockelbaukörpers“ mit dem Pfarrzentrum, der Werktagskapelle und dem Kircheneingang angefügt. Die Werktagskapelle kann einerseits mit einer transparenten mobilen Trennwand zum Hauptraum geöffnet, und andererseits mit einer blickdichten mobilen Trennwand mit dem anschließenden Pfarrsaal verbunden werden, sodass unter Miteinbeziehung des Kirchenhauptraums ein großer Veranstaltungssaal generiert werden kann.

Wie der Architekt erklärt, wurde der im Brennpunkt der Ellipse gestaltete Altarraum „bewusst als ‚Raum im Raum‘ ausgeformt und beinhaltet die liturgischen Orte Tabernakel, Altar, Ambo und Taufstein.“ Das Altarbild wurde ebenfalls von Rudi Gritsch in durchscheinender Schmelzglastechnik hergestellt. Es interpretiert das Patrozinium ‚Auferstehung Christi‘ und wird durch die dahinterliegende Fensteröffnung natürlich beleuchtet. Laut Pfoser wurde „aus akustischen Gründen in klassischer Anordnung rückseitig im hohen Kirchenraum eine Orgel-Chor-Empore eingezogen." Die gerundeten Kirchenbänke sind in Blöcken um den Altar angeordnet.

 

 

20. Jhd.