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Aktuelle Seite: Brunn am Gebirge
NÖF-03
Bez. Mödling

Helmut Sautner

Wandmalerei

Herwig Zens

2000

Mit der „Grundidee“, die Thematik „Tod und Auferstehung, Himmel und Erde“ architektonisch zum Ausdruck zu bringen entwarf Helmut Sautner, ein ehemaliger Schüler von Roland Rainer, einen bemerkenswert monumentalen Friedhofsbau.

Um den Zusammenhang zwischen Himmel und Erde herzustellen, entwickelte der Architekt als Grundform eine „Spiralgalaxie“ aus zwei leicht gegeneinander verschobenen Kreishälften, die einen ellipsenförmigen Hauptraum bilden, in dem der Tote in seinem Sarg ruhend das zentrale Element darstellt. Die Nutzräume sind einer der Kreishälften angefügt.

Die Struktur eines Grabhügels aufgreifend sind die Außenmauern zum Großteil durch begrünte Erdaufschüttungen verdeckt. Das darüber liegende Band der Glasfenster stellt eine Verbindung der Erde zum Himmel her. Das leicht geneigte, kegelförmige und ebenfalls begrünte Dach schwebt gleichsam über dem Hauptraum.

„Der gedachte Vorgang des Aufsteigens der Seele in den Himmel findet seinen Ausdruck im Turm“, der im Zentrum des Raumes über dem Sarg „markant in den Himmel“ weist. (Helmut Sautner) Der mächtige, sich konisch verjüngende Rundturm ist 12,30 Meter hoch, mit gefärbtem Hartglas verkleidet und der abgeschrägte Abschluss mit Glas abgedeckt, sodass das Licht - durch zusätzliche Lampen und Spiegel verstärkt - direkt auf den Sarg fällt. Die konische Form fortführend umschließen vier leicht schräg gestellte, hölzerne Säulen den Ort der Aufbahrung.

„Neu ist“ wie Sautner betont, „die Idee der Durchgangswegführung: Der Trauergast geht symbolisch unter der Erde in die Kapelle, der Lichtkranz unter dem Dach gewährt ihm jedoch den Ausblick auf den Himmel. Der Ausgang charakterisiert den letzten Gang, von dem in dieser Form kein Weg zurückführt, sondern die Fortsetzung auf anderer Ebene stattfindet.“

An den vollständig bemalten Wänden im Innenraum hat der Künstler Herwig Zens Sautners „Grundidee“ eindrucksvoll als modernen „Totentanz“ interpretiert. Auf einer Länge von 55 Metern symbolisiert er in einer durchgehenden Abfolge einzelner Bilder den Zusammenhang zwischen Leben und Tod bzw. zwischen Diesseits und Jenseits als „ewige Schleife“. Expressiv bewegte Figuren agieren zunächst vor einem hellen blauen Hintergrund, der zunehmend dunklen schwarz-braunen Farbtönen weicht. Zuletzt erscheinen jedoch wieder - das Element des Himmels aufgreifend - helle blaue Töne als „hoffnungsvoller Effekt“.

Selten findet man die Bauaufgabe „Friedhofskapelle und Aufbahrungshalle“ so tiefgründig symbolisch interpretiert. Der bildende Künstler und der „Baukünstler“ haben sich bei der Ausführung kongenial ergänzt.

20. Jhd.