1020 Praterstraße
1841
Der kleine Ort Leopoldstadt war einer der Vorstädte auf der Insel zwischen Donau und Donaukanal, die nach der Eingemeindung zum 2. Wiener Bezirk, Leopoldstadt, zusammengefasst wurden. 1900 wurde ein Teil des Gebiets abgetrennt und als 20. Bezirk, Brigittenau, konstituiert. Die wichtigste Straße des 2. Bezirks war die Jägerzeile (heute Praterstraße), die sich nach der Öffnung des kaiserlichen Jagdgebiets in den Praterauen für die Bevölkerung zu einer der vornehmsten Straßen unter den Wiener Vorstädten entwickelt hatte.
1736 wurde in der Mitte der damals noch wenig frequentierten Jägerzeile eine Kapelle errichtet. Da sie in der Folge ein Verkehrshindernis darstellte, wurde sie 1780 abgerissen und von Franz Duschinger ein Neubau am Rand der Straße im Häuserverbund erbaut. In den darauffolgenden Jahren erfuhr die Leopoldstadt einen starken Bevölkerungszuwachs und 1841 wurde daher der Architekt Carl Rösner mit der Ausführung einer größeren Kirche beauftragt.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden nur wenige Kirchen in Wien errichtet und nachdem der Klassizismus den als „Entartung“ bewerteten Barockstil abgelöst hatte, zählt die Nepomukkirche zu den ersten Kirchenbauten der Epoche des Historismus, in der die Frage nach dem „richtigen Stil“ bzw. „richtigen Kirchenbau“ zum jahrzehntelangen Dauerthema wurde. (mehr hier)
Nachdem die Suche nach allgemein gültigen Regeln aber auch die Erforschung der Stile der Vergangenheit erst am Anfang stand, fand der Kirchenbau seinen Ausdruck zunächst im „Rundbogenstil“ oder „Romantischen Historismus,“ der aus einer willkürlichen Zusammensetzung von Elementen der Romanik und der Renaissance resultierte.
Rösner entwarf die Kirche mit der Front zur Praterstraße als freistehenden, blockförmigen Baukörper und einem hohen, fast zierlich wirkenden Fassadenturm mit hohem Spitzhelm. Rundbogenfenster am Turm und an den Seitenwänden sowie seichte Risalite mit Renaissancedekor an der Fassade akzentuieren den Außenbau.
Im Inneren griff der Architekt das Schema einer dreischiffigen Hallenkirche mit eingezogenem Chor, einer Vorhalle sowie einem Querschiff auf. Die Seitenschiffe sind durch Emporen unterteilt, die am Außenbau durch ein kräftiges Gesimsband angedeutet sind.
Rösner legte großen Wert auf die Einbeziehung der Malerei in die Architektur und zahlreiche Fresken zieren daher die Innenwände, die Schablonenmalerei an den Säulen und Wänden hat sich allerdings nur im Chor erhalten.
Die bemerkenswertesten Bilder sind das Altarfresko von Leopold Kuppelwieser und die Kreuzwegfresken von Josef v. Führich, der vor allem durch Bilder religiösen Inhalts bekannt wurde.