3021 Hauptstraße 75
Max Hegele / August Rehak
1906-1908
Das über lange Zeit weitgehend unbewohnte Gebiet wurde erst im 17. Jahrhundert durch die Zuwanderung von Holzfällern und Köhlern aus dem Salzkammergut und Schwaben besiedelt und 1730 wurde eine kleine Kirche errichtet.
Nach der Eröffnung der Kaiserin Elisabeth-Westbahn 1858 wandelte sich der Ort zu einem beliebten Sommerfrischerefugium des gutsituierten Wiener Bürgertums, und die insgesamt steigende Einwohnerzahl ließ den Wunsch nach einem Kirchenneubau entstehen. Aber erst 1904 waren die erforderlichen finanziellen Mittel vorhanden, und es wurde ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem das Architektenteam Max Hegele und August Rehak, sowie Eduard Zotter, Franz Krauß und Julius Mayreder eingeladen wurden.
Max Hegele, der Federführende des Teams, hatte 1900 den Wettbewerb für die bauliche Ausgestaltung des Zentralfriedhofes gewonnen. Die Planung bzw. Ausführung des großen Projektes hat den Architekten zweifellos sehr in Anspruch genommen und ihn wahrscheinlich dazu bewogen, einen leicht abgeänderten Entwurf einzureichen, den er - spiegelbildlich - bereits 1901 als „Projekt für eine Land-Pfarrkirche“ erstellt und in der Zeitschrift „Der Architekt“ 1903 publiziert hatte. Ob die Jury davon Kenntnis hatte, ist fraglich – jedenfalls konnten Hegele und Rehak mit diesem Projekt den Wettbewerb für sich entscheiden.
Max Hegele war an der Akademie der bildenden Künste ein Schüler von Viktor Luntz und hatte eine fundierte Ausbildung in den Stilen der Vergangenheit erhalten. Dementsprechend konzipierte er einen konventionellen Längsbau mit einem seitlichen Turm und eingezogenem Rechteckchor. Einfache stilisierte Spitzbogen- und Rundbogenfenster sowie Strebepfeiler an den Längswänden erwecken Assoziationen an die mittelalterliche Bauweise.
Markantestes Gestaltungsmerkmal sind grob bossierte Hausteine, die Hegele nicht nur im Sockelbereich, sondern auch als Fensterumrahmungen, Eckausbildungen und zum Teil auch als Wandverkleidungen anbrachte. Hegele griff hier offenkundig bewusst die aus den USA kommende Strömung auf, die durch H. Richardson in den 1880er Jahren als „Modern Romanesque“ propagiert und eingeführt worden war und die nun auch in Europa mit großer Zustimmung aufgenommen wurde.
Trotz seiner grundsätzlich historistischen Ausrichtung zeigte sich Hegle insbesondere in seinen frühen Schaffensjahren durchaus gegenüber der Moderne eines Otto Wagners aufgeschlossen. Dies zeigt sich insbesondere bei seinem Entwurf für die Zentralfriedhofskirche. Bei der Kirche in Pressbaum applizierte er jedoch nur einige wenige secessionistische Motive an der Fassade, und im Kircheninnenraum bilden einzelne Jugendstilelemente einen spannenden Kontrast zum neoromanisch konzipierten Raumgefüge.
Keinesfalls kann jedoch die Kirche als „Jugendstilkirche“ bezeichnet werden, wie dies in der Literatur der Fall ist. Definierte sich doch die Architektur des Jugendstils vor allem als apodiktische Ablehnung historisierender Bauweise, die, wie Otto Wagner betont, keineswegs den Bedürfnissen der „modernen Menschheit“ mehr gerecht werden konnte. Hegeles Verwendung einiger moderner Motive zur Behübschung eines historistisch konzipierten Bauwerks wäre für Wagner wohl in jene Kategorie von Gebäuden gefallen, deren „kunstschädigende ‚Modernität‘ (die falsche Sezession) und lendenlahmer Eklektizismus“ es zu bekämpfen galt.
Ursprünglich geplante Chortürme sowie ein Verbindungsgang zum daneben liegenden Pfarrhaus wurden nicht ausgeführt. Nach der Fertigstellung wurde die alte Kirche abgerissen.