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Aktuelle Seite: Krems-Mitterau
NÖS-141
Stadt Krems

Josef Patzelt

1979 - 1980

In dem ehemaligen, immer wieder überschwemmten Augebiet Mitterau wurden nach der Errichtung des Donauschutzdammes (1890-95) zunächst Schrebergärten angelegt. Ab den 1950er Jahren begann die Verbauung mit Wohnblöcken und Ende der 70er Jahre war die „Mitterau“ zum bevölkerungsreichsten Stadtteil von Krems geworden.

Für die seelsorgliche Betreuung der stark angewachsenen Gemeinde wurde die Errichtung Seelsorgezentrums geplant und 1975 ergab eine Befragung der umliegenden Bewohner, dass „die Sakralität zugunsten einer Chance der Integration anderer pfarrlichen Aktivitäten ohne Qualitätsverlust und Profanierung unter Berücksichtigung der geforderten Schlichtheit und eines hohen Wohnwerts reduziert werden soll“ (Dr. Fasching, Baudirektor der Diözese St. Pölten.)

Entsprechen dieser Vorgaben wurde 1976 ein Wettbewerb ausgeschrieben und von den acht eingereichten Projekten das von Josef Patzelt zur Ausführung bestimmt.

Inmitten von bis zu elfstöckigen Wohntürmen plante der Architekt eine ebenerdige, flach gedeckte Anlage aus Sichtbeton, bei der nur der Kirchenraum nach außen durch eine erhöhte Dachkonstruktion akzentuiert ist. Wie der Architekt erläutert, dient ein „großzügig bemessener“ Windfang im Eingangsbereich „als Ort der Einstimmung und des Ausklangs.“ Der Hauptraum ist „auf die gemeinsame Feier des Herrenmahls ausgerichtet“ und gleichzeitig ein Bereich, „der durch die statische Ruhe ein Sichsammeln und Meditieren ermöglicht.“

Eine angefügte Werktagskapelle kann durch eine Schiebewand geschlossen werden. Unmittelbar anschließend befinden sich die Sängerempore und die Orgel, die zwar durch eine Brüstung vom Hauptraum getrennt sind, jedoch „als Teil der Gemeinschaft sichtbar bleiben“.

Zentrum des Hauptraumes ist der von Patzelt entworfene kreisrunde Sandsteinaltar, um den herum die Kirchenbänke angeordnet sind.

Die Schalbetonkonstruktion blieb unverputzt, die Kombination mit Holzverkleidungen, Ziegelwänden sowie dem Klinkerfußboden ließ jedoch stimmig die geforderte wohnliche Atmosphäre entstehen.

Die Sakristei und der Ministrantenraum sind bereits Teil des unmittelbar an die Kirchen anschließenden, um einen Innenhof gruppierten Pfarrzentrums, welches eine Vielzahl an Pfarraktivitäten ermöglicht und auch eine Pfarrer- und Kaplanswohnung beinhaltet.

Nach der Fertigstellung der Kirche wurde Günter Wolfsberger mit der Innenausstattung beauftragt. Er entwarf die Tabernakelsäule sowie den Ambo, das Altarbild schuf er allerdings erst 2015, nachdem ein leihweise zur Verfügung gestelltes Kruzifix zurückgegeben werden musste.

Für die Ausstattung der Werktagskapelle wählte der Künstler anstatt einer eigenen Kreation eine barocke Madonnafigur. Bemerkenswert ist seine Begründung: „Die Formensprache und Ausdrucksmittel unserer Zeit sind nicht dazu angetan, den Ansprüchen der traditionellen Marienverehrung zu genügen.“

Ein um drei Stufen versenkter Platz vor der Kirche soll „nach dem Gottesdienst zum Verweilen anregen“ und kann auch für diverse Veranstaltungen genutzt werden.

1995 wurde der Pfarre von der Stadt Krems eine Glocke geschenkt und die Errichtung eines Glockenturms finanziert, 2005 wurde der Turm verstärkt und die Pfarre St. Paul erhielt eine zweite Glocke.

20. Jhd.