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Aktuelle Seite: Gerasdorf-Kapellerfeld
NÖS-70
Bez. Korneuburg

Franz Xaver Goldner

1973-1974

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Norden von Gerasdorf das neue Siedlungsgebiet „Kapellerfeld“ erschlossen. Für die seelsorgliche Betreuung der schnell wachsenden Bevölkerung wurde 1952 eine ehemalige Militärbaracke als Notkirche adaptiert.

1972 wurde von der VOEST-Alpine in Gerasdorf-Oberlisse eine neue Volksschule aus Stahlbetonfertigteilen errichtet. Anlässlich der Weihe zeigte Erzbischof Dr. Jachym großes Interesse an der schnellen und kostengünstigen Errichtungsweise und regte an, in Kapellerfeld eine Seelsorgestation im gleichen Fertigungssystem zu erbauen.

Mit der Planung wurde Franz Xaver Goldner, der Baudirektor der VOEST-Alpine, betraut und bereits ein Jahr später mit der Ausführung begonnen. Goldner vertrat den Standpunkt, dass ein zeitgemäßer Kirchenbau grundsätzlich nicht mehr einer „triumphalistischen Schaustellung“ dienen soll, sondern - nicht zuletzt auch aus ökonomischen Gründen - die Funktion eines „gesellschaftlichen Zentrums“ zu übernehmen habe. In diesem Sinn plante er ein einfach konzipiertes, „multifunktionales“ Seesorgezentrum mit einem polygonalen Zentralraum, der „an jeder seiner Seiten von Sekundärräumen umgeben ist und mit diesen Räumen teilweise oder vollständig zu einem Großraum vereint werden kann.“ (Goldner)

Der quadratische Hauptraum wird diagonal erschlossen. Eine der leicht abgeschrägten Ecken ist als Haupteingang mit einem Foyer ausgeführt, von dem man in den zentral angeordneten Bereich für die Messfeier gelangt. An der gegenüberliegenden Ecke liegt der Eingang zur Werktagskapelle, die mittels einer Faltwand vom Hauptraum getrennt werden kann. In den zwei verbleibenden Ecken wurden ein Jugendraum sowie ein „Klubraum“ für unterschiedliche Nutzungen eingerichtet. Sie wurden ebenfalls durch eigene Eingänge zugänglich gemacht und vom Liturgieraum durch Faltwände abgeteilt. Bei großen – profanen - Veranstaltungen werden diese Räume zum Hauptraum hin geöffnet, während die Werktagskapelle geschlossen bleibt. Bei größeren liturgischen Festen werden die Kapelle sowie auch die „profanen“ Nebenräume in den Hauptraum miteinbezogen. 

Die „Sekundärräume“ sind an den Seitenwänden als niedere, schmale Zubauten angefügt und dienen zum Teil als Nutzräume, zum Teil sind sie variabel verwendbar.

Goldner sah insgesamt acht Verwendungsmöglichkeiten vor, die durch einen transportablen Altar, die entsprechende Anordnung der Möblierung sowie die Einbeziehung des Jugend- bzw. Klubraums erzielt werden konnten:

1. Normal-Messfeier

2. Festgottesdienst

3. Vorträge, Dichterlesungen etc.

4.Theatervorstellungen

5. Tanz- und Ballveranstaltungen

6. Sportveranstaltungen

7. Konzerte

8. Tagungen und Schulungen

Nach der Fertigstellung wurde das Gebäude tatsächlich einige Jahre lang vielfältig genutzt. Später wurden die meisten Veranstaltungen in das 1989 erweiterte Volksheim verlegt.

Der zunächst nicht vorgesehene, freistehende Glockenturm wurde erst 1993 errichtet.

Ursprünglich war der polygonale Zentralraum gegenüber den Sekundärraumen markant erhöht und alle Gebäudeteile waren mit Flachdächern versehen. 1999 wurde der gesamte Baukörper mit einem mächtigen Pyramidendach überdeckt und die außergewöhnliche Konstruktion des Kirchenbaus ist heute leider nicht mehr erkennbar.

20. Jhd.