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Aktuelle Seite: 2., Alexander-Poch-Platz Leopoldkirche
WS-2.1
2. Bezirk - Leopoldstadt

Anton Ospel

1722-1724

Die heutige Leopoldskirche hat eine unrühmliche Vorgeschichte: In den Jahren 1420/21 fand die erste große Judenverfolgung in Wien statt und die jüdischen Bewohner, die damals vor allem im Bereich des heutigen Judenplatzes lebten, wurden zum Teil vertrieben, zum Teil ermordet, die Synagoge zerstört und die Häuser konfisziert.

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es allerdings wieder eine größere jüdische Gemeinde. Da aber der Unmut und die Ablehnung der Wiener Bevölkerung gegenüber den Juden ungebrochen fortbestand, wurden im Jahr 1624 auf Anordnung Kaiser Ferdinand II. die Juden aus der Inneren Stadt in den „Unteren Werd“, einer Inselgruppe im Bereich der damals noch unregulierten Donau (heute 2. Bezirk) umgesiedelt. Dessen ungeachtet wurde - vor allem von den christlichen Kaufleuten - die vollständige Vertreibung der Juden immer dringender gefordert, und als die Gattin Kaiser Leopolds I. eine Fehlgeburt erlitt, wurde dies als Zeichen Gottes gewertet und der Kaiser erließ 1670 das Edikt zur Ausweisung der Juden aus Wien, Nieder- und Oberösterreich.

Die im neuen „Judenviertel“ errichtete Synagoge wurde niedergerissen und an deren Stelle legte Leopold I. höchstpersönlich den Grundstein für eine von ihm gestiftete Kirche, die diesem Vorort den Namen „Leopoldstadt“ verlieh. In die Fundamente wurde eine goldene Münze mit folgendem Text eingemauert: „Nach Vertreibung der Juden hat der durchlauchteste Kaiser Leopold die hier gestandene Synagoge gestürzt, die Räuberhöhle gereinigt zu einem Gotteshause und dieses dem hl. Leopold Markgrafen und Patron Österreichs nach katholischem Brauche weihen lassen. 1670.“

Während der zweiten Türkenbelagerung 1683 brannte die Kirche vollständig aus und musste wiederhergestellt werden. Auf Grund der steigenden Einwohnerzahl der Vorstadt Leopoldstadt wurde die Kirche bald zu klein. Sie wurde 1722 abgetragen und auf ihren Fundamenten die heutige Leopoldskirche nach Plänen des Architekten Anton Ospel erbaut. Die Marmortafel über dem Kirchenportal wurde offensichtlich vom Vorgängerbau übernommen. Sie verweist auf die Weihe der Kirche – nicht ohne die Zerstörung der Synagoge und die „gänzliche Austreibung der Hebräer aus Niederösterreich“ hervorzuheben. (Wien war damals eine Stadt des Landes Niederösterreich.)

1945 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. Den Wiederaufbau von 1946 bis 1948 leitete die Architektin Helene Koller-Buchwieser, der Großteil der Inneneinrichtung sind Kopien der barocken Originale.

Durch die Weiterverwendung der Fundamente der Synagoge erhielt der Hauptraum einen quadratischen Grundriss. Auf einer Seite ist ein rechteckiger Chor angefügt, gegenüber befindet sich die Orgelempore und anschließend der mächtige, quadratische Fassadenturm, der in konkaven Schwüngen zum Kirchenschiff überleitet. Die im Innenraum sichtbare querovale Kuppel ist am Außenbau in einem hohen Mansardwalmdach verborgen. Kapellennischen lösen den Raum vielgliedrig auf.

Barock