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Aktuelle Seite: St. Valentin-Langenhart
NÖS-151
Bez. Amstetten

Josef Friedl

1954-57

Im Jahr 1940 wurde im Ortsteil Langenhart der Gemeinde St. Valentin vom Rüstungskonzern Steyer-Daimler-Puch eine Wohnsiedlung für die rund 1000 Arbeiter des „Nibelungen-Panzerwerkes“ errichtet. Es gab neben den Wohnbauten Gefolgschaftshäuser, Appellplätze und Sportstätten – eine Kirche wurde nicht vorgesehen.

Jahrelang versuchten die Bewohner vergeblich, eine eigene Kirche zu erhalten. Erst nach dem Krieg gründete sich ein Kirchenbauverein, der diese Bestrebungen vehement forcierte und im Jahr 1954 erfolgte schließlich der erste Spatenstich für den ersehnten Kirchenbau.

Der bekannte Kirchenbauarchitekt Josef Friedl erstellte die Pläne und sein Entwurf zeigt paradigmatisch wie mit Hilfe neuer Techniken und neuer Materialien moderne, zeitgemäße Ergebnisse erzielt und trotzdem traditionelle Formulierungen beibehalten werden konnten. (mehr hier) Der Architekt plante einen modernen Betonbau, der durch unterschiedliche kubische Anbauten aufgelockert wird. Die Anbauten entlang des Hauptraumes entpuppen sich im inneren als niedere Pseudo-Seitenschiffe, die allerdings nur die Funktion von schmalen Gängen erhielten, die aber vage die Erinnerung an das traditionelle dreischiffige basilikale Grundschema hervorrufen. Auch an der Decke täuscht Friedl eine dreischiffige Konstruktion vor, indem er den Mittelteil durch modern interpretierte Rundbogenfriese erhöht und „Seitenschiffe“ – die allerdings in keinem Zusammenhang mit den erwähnten Pseudo-Seitenschiffen stehen - durch quer laufende Rippen markiert. Rundbögen, die in seitliche Betonstreben übergehen, deuten eine Unterteilung in Joche an. Die nach wie vor populäre hierarchische Trennung des Priesters von den Gläubigen wird durch einen mächtigen Triumphbogen, der das Langhaus vom erhöhten Rechteckchor trennt, verdeutlicht.

Schmale, gekuppelte Rundbogenfenster mit durchsichtigen Glasscheiben bewirken einen hellen, freundlichen Innenraum, der laut Pfarrer Msgr. Dangl eine "würdige, erhebende Feier des Gottesdienstes ermöglicht." Das  Kreuzwegfries von Heinrich Tahedl setzt ausgewogen farbige Akzente in den weiß gefärbelten Raum. Eine imposante Skulpturengruppe aus Kunststein, die auf einem Stahlgerüst angeordnet ist, ziert die Chorwand. Sie wurde von dem Bildhauer Franz Pöhacker, einem Schüler Fritz Wotrubas, gestaltet.

Der 50 Meter hohe Turm wurde in Stockwerke unterteilt, um Räume für diverse Vereinsaktivitäten zu schaffen. Heute befindet sich in diesen Räumlichkeiten die Pfarrbücherei.

20. Jhd.