3680 Gem. Persenbeug-Gottsdorf
Persenbeug, Dr.-Hamon-Gasse
1985
Bereits im Mittelalter wurde in Persenbeug eine kleine spätgotische Kapelle errichtet. Die „Marktkapelle“ oder „Florianikapelle“ wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und war ab 1783 die Pfarrkirche des Ortes, bis diese Funktion 1985 dem Kirchenneubau übertragen wurde.
Für den Neubau wurde in den 1980er Jahren ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem der Entwurf von Josef Patzelt den 1. Preis erhielt. Der Architekt konstruierte den Hauptraum über einem kreuzförmigen Grundriss und betont den Baukörper durch eine bemerkenswert expressiv bewegte Dachlandschaft, wobei die zweizackige Dachkrone als Symbol für das Patrozinium der „Maria, Königin aller Heiligen“ gedacht ist. Der etwas abseitsstehende Turm ist mit dem Kirchenbau durch einen überdachten Gang verbunden. Die markante Konstruktion erhielt an der Spitze ein großes Betonkreuz und darunter einen seitlich angebrachten Schallkörper für die Glocken.
Der Innenraum ist unter Einbeziehung der seitlichen Kreuzarme als Saalraum ausgebildet. Vor dem mittleren Kreuzarm steht der Altar, um den herum die Kirchenbänke angeordnet sind. Holzdecken verleihen dem Betonbau eine warme Atmosphäre. Hohe schmale Glasfenster zeigen Heilige bzw. pilgernde Gläubige, die sich Richtung Altarbild im mittleren Kreuzarm bewegen. Das große Mosaik zeigt ein Kreuz und darunter Maria, umgeben von den Heiligen. Es wurde - so wie die gesamte Innenausstattung und die Glasbilder - von dem im Kirchenbau viel beschäftigten Künstler Robert Herfert geschaffen
In den 1960er und 1970er Jahren war es allgemein üblich geworden, Kirchenbauten mit sehr niederen und flach gedeckt Gebäuden bewusst nicht mit den umliegenden, meist mehrstöckigen Wohnbauten in Konkurrenz treten zu lassen. Häufig wurden keine Türme geplant, wenn – auf Verlangen der Pfarrgemeinde – dann doch ein Turm errichtet wurde, so wurde er in einiger Entfernung stehend zumeist nur als einfaches Gerüst für die Glocken ausgebildet. Geradezu ein Musterbeispiel dieses Kirchenbautypus hat der Architekt selbst mit der 1977-80 errichteten Kirche St. Paul in Krems-Mitterau vorgelegt.
Bei der wenige Jahre später errichteten Persenbeuger Kirche zeigt sich eine neue Sichtweise des Architekten. Nun hat er, gerade weil sie in einem dicht verbauten Gebiet liegt, eine „optisch dominierende Gestaltung“ angestrebt. Dem entspricht nicht nur die außergewöhnlichen Dachgestaltung, sondern auch die gestalterische Aufwertung des Turmes. Neu ist auch, dass sich Patzelt wieder traditioneller Grundformen besinnt, indem er als Grundriss das griechische Kreuz wählt und darüber hinaus einen Kreuzarm als Apsis ausbildet, in der er allerdings an Stelle des Altars der Tabernakelstele einen würdigen Platz zuweist.