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Aktuelle Seite: Gloggnitz
NÖS-74
Bez. Neunkirchen

Clemens Holzmeister

1. Bauabschnitt: 1933-1934

2. Bauabschnitt: 1960-1962

Den Gläubigen in Gloggnitz stand nur die außerhalb des Ortes gelegene Schlosskapelle oder die kleine Marktkapelle am Hauptplatz zur Verfügung. Diese ungünstige Situation bewog Kardinal Piffl, der in der nahe gelegenen Burg Kranichberg seine Sommer verbrachte, den Pfarrer des Ortes zu beauftragen, einen Kirchenneubau in die Wege zu leiten.

Nachdem von der Gemeinde ein Grundstück zur Verfügung gestellt wurde, verfasste der Architekt Clemens Holzmeister 1927 die Pläne für einen monumentalen Kirchenbau. Die mit flüchtigen Kohlestiftstrichen hingeworfene Skizze zeigt einen ins Expressive gesteigerten Entwurf, mit dem es der Architekt „wagte, dem unentwegten Rationalismus [in der Architektur] das beschwingte Reich des Irrationalen entgegenzusetzen.“ (Armand Weiser). Holzmeister plante einen basilikalen Längsbau, dessen Seitenschiffe als Gänge verlängert sind und einen halbrunden Vorplatz umfassen. In der Mitte dieses „Umganges“ erhebt sich ein schlanker Turm, der durch eine Brücke mit dem hoch aufragenden, mächtigen Chorturm verbunden ist.

1933 erfolgte die Grundsteinlegung, und da Kardinal Piffl inzwischen verstorben war, sollte der Bau als Kardinal-Piffl-Gedächtniskirche seinem Andenken gewidmet werden. Nachdem der Chorturm und kleinere Anbauten im Rohbau vollendet waren, führten finanzielle Probleme bereits ein Jahr später zur Einstellung des Baus.

Erst 1957 konnte an eine Fertigstellung der Kirche gedacht werden und Holzmeister wurde aufgefordert, seine 30 Jahre alten Pläne zu überarbeiten und eine kleinere, weniger kostspielige Fassung herzustellen. Holzmeister behielt den dreischiffigen Grundriss bei, drehte ihn jedoch um 180 Grad und adaptierte den ursprünglichen Chorturm als Eingangsturm mit zu beiden Seiten angefügten Kapellen. Der eingezogene Chor an der gegenüberliegenden Schmalseite ist von der Tauf- bzw. Sakramentskapelle flankiert, der Altar durch Stufen erhöht. Die ursprünglich als Holzkonstruktion geplanten Flachdecke ersetzte Holzmeister durch ein Geflecht aus Betonbindern, die durch schmale Längstonnen verbunden sind. Mit seitlichen, der Dachschräge geschuldeten Einzügen auf die Breite des Chorbereichs erzielte er einen erhöhten Mittelteil des Hauptraumes. An der Altarwand befindet sich ein monumentales Mosaik des Thronenden Christus von Richard Kurt Fischer. Die niederen Seitenschiffe sind durch einfache Betonpfeiler vom Hauptraum getrennt und erhielten Fenster aus Bergkristall und Rosenquarz.

Mit der Konzeption des Kirchenbaus erweist sich Holzmeister noch zutiefst dem Kanon des traditionellen Kirchenbaus verpflichtet und auch der 1962 fertig gestellte Bau zeigt einen, durch moderner Gestaltungselemente und Materialien zwar modifizierten, aber im Prinzip konventionellen Typus eines Langhausbaus mit einer Einturmfassade.

20. Jhd.