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Aktuelle Seite: Paudorf
NÖS-196
Bez. Krems

Friedrich Göbl

1991-1993

Als im 11. Jahrhundert am Berg Göttweig die ersten Gebäude des Benediktinerstiftes erbaut wurden, entstand am Fuß des Berges der Dietmannshof. Dieser gelangte im 17. Jhd. in den Besitz von Stift Göttweig und der damalige Abt Gregor Heller ließ den Hof zu einem prunkvollen Erholungsort für die Mönche ausbauen, die gotische Kapelle erweitern und einen Park mit Fischteichen anlegen.

Die Klosterreform Josef II erzwang eine Verringerung der Anzahl der Mönche und der Hellerhof verlor für das Stift an Bedeutung.

Lange Jahre als Jagdschloss vermietet, wurde der Hof vom NS-Regime enteignet. Nach der Restitution 1945 wurde der Hellerhof zunehmend für pfarrliche Aktivitäten genutzt. Als die neue Pfarrkirche St. Altmann errichtet wurde, wurde der Hellerhof als Pfarrzentrum, Jugendzentrum und Pilgerhospitz ausgebaut und die kleine Kapelle aus der Barockzeit restauriert.

Mit der Planung der neuen Kirche wurde bereits 1987 begonnen und der Architekt Friedrich Göbl aus dem benachbarten Ort Höbenbach beauftragt, mehrere Varianten zur Situierung der Kirche auszuarbeiten. Die Gebäude des Hellerhofs umfassen einen großen, rechteckigen Innenhof und nach langen Diskussionen zwischen Pfarre, Diözese und Bundesdenkmalamt wurde der Bauplatz zwischen dem Wohn- und dem Wirtschaftsgebäude anstelle eines baufälligen Gebäudes festgelegt und 1991 konnte mit dem Bau begonnen werden.

Der Architekt erläutert, dass er die Kirche als „markanten Eckpunkt“ in der „Form eines Zeltes“ konzipierte, das auch die „landschaftlichen Elemente eines dahinterliegenden Kegelberges aufnimmt“. Er wählte als Grundriss ein Viertelkreissegment, dessen gerundete Hauptfront zum Innenhof gerichtet ist. Der rechte Winkel des Viertelkreises ist abgerundet und bildet mit schmalen Buntglasfenstern die Altarwand. Statt einer Empore ist am seitlichen Schenkel eine weit vorragende halbrunde Nische für die Orgel und den Kirchenchor ausgebildet. Das zeltförmige Dach erreicht über dem Altar eine Höhe von 12 Metern und ist im Inneren als Holzkonstruktion sichtbar.

Die künstlerische Ausstattung erfolgte durch Günter Wolfsberger.

Die Kirche wurde nicht wegen der modernen baulichen Gestaltung, sondern wegen des damaligen Pfarrers Udo Fischer weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt.

Als 1991 Kurt Krenn zum Bischof der Diözese St. Pölten  ernannt wurde, äußerte sich der Pfarrer Udo Fischer in den Medien kritisch über Kurt Krenns erzkonservative Ansichten und dessen Parteinahme für Kardinal Hans Hermann Goer im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen. Krenn verlangte daraufhin von Fischer den Widerruf seiner Äußerungen und enthob ihn seines Amtes. Weitreichende Solidaritätserklärungen aus Kirchenkreisen, Medien und Bevölkerung folgten, und der Abt von Stift Göttweig setzte Fischer kurzerhand wieder als Pfarrer ein. (Die Einsetzung mit bischöflichem Dekret erfolgte erst 2005 durch Bischof Klaus Küng.)

Mittlerweile war der Kirchenbau vollendet und die Pfarre suchte im November 1992 bei der Diözese um einen Weihetermin an. Da bislang kein Widerruf von Fischer erfolgt war, weigerte sich jedoch Krenn, die Weihe vorzunehmen. Nach endlosen und erfolglosen Verhandlungen beschloss schließlich die Pfarrgemeinde, im September 1993 eine „Selbstweihe“ vorzunehmen. Kurz vor dem angesetzten Termin verkündete Krenn allerddings völlig unerwartet, dass er nun doch bereit sei, die Weihe vorzunehmen – nicht ohne zu betonen, dass er diese „mit Vorbehalt“ vollziehe. Befürchtete Störaktionen der aus Österreich und Italien angereisten Anhänger von Bischof Krenn unterblieben, und in einem feierlichen Festakt wurde die Kirche dem Hl. Altmann, dem Gründer des Stiftes Göttweig geweiht.

20. Jhd.