3333 Gem. Sonntagberg
Böhlerwerk, Nellingstraße 18
1971-1972
Schon im Jahr 1930 wurde in dem Ort Böhlerwerk, dem Standort des metallverarbeitenden Betriebs Böhler ( voestalpine Böhler PROFIL GmbH), eine „Stahlkirche“ errichtet (sie bestand aus Profilrohren und Blechpaneelen mit einer Heraklithverkleidung).
Im Jahr 1968 wurde ein Neubau beschlossen. Aus einem Wettbewerb mit 71 Teilnehmern ging Rainer Bergmann als Sieger hervor. Im Jahr 1972 wurde mit dem Bau begonnen und gleichzeitig die bestehende Kirche abgetragen. Die Firma Böhler förderte den Kirchenneubau, indem sie das neu gewählte Grundstück zur Verfügung stellte und das benötigte Konstruktionsmaterial zu günstigen Bedingungen lieferte.
Der Architekt plante einen großen kubischen Versammlungssaal dem an einer Seite die Wochentagskapelle sowie Sakristeiräume angefügt sind. Der anschließende offene Turm als Glockenträger stellt die Verbindung zum Pfarrzentrum her, das auf Grund der Hanglage aus größenmäßig differenzierten Baukörpern gestaffelt angeordnet ist.
Der Neubau wird als erster „nachkonziliarer Kirchenbau“ in der Diözese St. Pölten bezeichnet. (2. Vatikanisches Konzil 1962-65) Die eindrucksvollste liturgische Erneuerung ist die Anordnung des Altars in der Mitte des quadratischen Hauptraumes. An drei Seiten gruppieren sich Blöcke mit zum Altar hin abfallenden Bankreihen. Der Architekt hat mit dieser Konzeption konsequent die offiziellen Richtlinien umgesetzt, die durch die Aufhebung der hierarchischen Trennung von Gemeinde und Priester auf eine intensivere Teilhabe der Gläubigen an der Feier der Liturgie und damit insgesamt auf eine Stärkung des Gemeinschaftserlebnisses hinzielten. (mehr hier) Als Mittelpunkt der heiligen Handlung wird die Altarinsel durch vier quadratische Lichtquellen betont, die in einer Kassettendecke aus Stahlbeton eingelassen sind.
Bergmanns Entwurf zeigt paradigmatisch, dass durch die Neuorientierung im Innenraum eine deutliche Abkehr vom Schema des traditionellen Langhausbau vollzogen wurde und damit generell ein Wandel in der Architektursprache erfolgte.
Die Figurengruppe Heilige Familie, der Tabernakel und die Kreuzwegreliefs wurden aus poliertem Böhler-Edelstahl von dem Bildhauer Josef Schagerl angefertigt.