1180 Gentzgasse 140-142
1883-1889
1748 ließ der Hofjuwelier Friedrich Schwab in der Währinger Straße ein Schlösschen mit einer Hauskapelle errichten. 1807 wurde das Gebäude erweitert und 1853 die vergrößerte Kapelle für die Bewohner des kleinen Vorortes Weinhaus als Pfarrkirche bestimmt.
1874 übernahm Josef Deckert die Pfarre und setzte sich mit großem Engagement für einen Kirchenneubau ein. Nachdem die finanziellen Mittel gesichert waren, wurde ein Grundstück in der Gentzgasse erworben, in dessen Nähe die Türkenschanze lag, die 1683 bei der Entsatzschlacht erstürmt worden war. (Auf einem Teil der Befestigungsanlage befindet sich heute der 1888 eröffnete Türkenschanzpark.)
Der in Wien bereits als Kirchenerbauer bekannt gewordene Architekt Friedrich Schmidt wurde mit der Planung des Neubaus beauftragt und 1883 wurde mit der Errichtung der Kirche „zum Andenken an die glorreiche Befreiung Wiens aus der Türkennoth 1683“ begonnen.
Schmidt plante einen traditionellen dreischiffigen Langhausbau als Staffelhalle mit einem leicht erhöhten und verbreiterten Mittelschiff und einer Einturmfassade. Der Backsteinbau erhielt sparsam eingesetzte Hausteinelemente, die den Baukörper strukturieren und vor allem die Fassade mit dem 65 Meter hohen Turm signalisiert durch Fialen, Krabben und Maßwerkfenster die (neo)gotische Stilwahl.
Im Innenraum bringen die hell verputzten Wände die prächtigen Fenster und die reich geschnitzten Seitenaltäre besonders gut zur Wirkung. Im polygonalen Chor befindet sich der geschnitzte Hochaltar mit der Figur des hl. Josef, der von kleineren Heiligenfiguren umgeben ist, die einerseits den Bezug zur natürlichen Familie und anderseits zur „Glaubensfamilie“ herstellen.
Anstatt des zumeist üblichen Querhauses, das die traditionelle Kreuzform einer Langhauskirche herstellt, hat Schmidt zu beiden Seiten des Chorjochs über die Längswände des Kirchenschiffs hinausragende polygonal abgeschlossene Kapellen angefügt.
Die Kirche steht auf einer leichten Anhöhe und bildet mit dem flankierenden Pfarrhaus und Pfarrheim einen kleinen Vorplatz. (Die ursprüngliche Bezeichnung als Pfarrer Deckert-Platz wurde wegen dessen antisemitischer Einstellung 1990 gelöscht.) Eine auffallende zweiarmige Rampe überwindet in barockem Schwung den Höhenunterschied zur Gentzgasse und steigert die Wirkung des Gebäudes zu malerischer Monumentalität.
Auf dem Abhang zur Türkenschanze wurde 1892 um den Chorteil der Kirche der „Rosenkranzweg“ mit 15 steinernen Bildsäulen mit Reliefs der Rosenkranzgeheimnisse angelegt. 2009 kam es auf diesem Weg zu einem tödlichen Unfall. Ein 40-jährige Mann pilgerte als Dank für seine Rettung aus einem festgesteckten Lift zu den Bildstöcken. Er umarmte eine der Stelen, die daraufhin kippte und den Mann unter sich begrub.