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Aktuelle Seite: Pellendorf
NÖF-34
Bez. Bruck a.d. Leitha

Anton Seemann

1985-1986

In dem kleinen Ort Pellendorf der Gemeinde Himberg gibt es zwar einen Ortsfriedhof, aber statt einer Kirche oder Kapelle gab es nur einen hölzernen Glockenturm im Ortszentrum. Da es auch keine Aufbahrungshalle gab, wurden die Verstorbenen vor dem Begräbnis in den jeweiligen Wohnungen aufgebahrt und eingesegnet.

Jahrelang wurde in der Gemeinde die sanitäre Problematik dieser Vorgangsweise diskutiert, bis schließlich auch der Pfarrer meinte, dass die „Einsegnung im Haus allmählich wegfallen müsse.“ In einer Gemeinderatssitzung 1984 wurde daher beschlossen, endlich einen Neubau zu errichten, der vor allem als Aufbahrungshalle dienen, aber gleichzeitig auch dem Ort zu einer eigenen Kirche verhelfen sollte.

Der Himberger Architekt Anton Seemann bekam den Auftrag, ein Projekt zu erstellen, das mit „minimalen Mitteln den größten Effekt“ erzielen sollte. Er entwarf einen oktogonalen Zentralraum mit einem Durchmesser von 10 Metern, dem an den rückseitigen drei Wandsegmenten ein großer Sakristeiraum angefügt ist, der auch als Abstellraum dient. Der flach gedeckte Anbau geht in eine offene, auf Säulen ruhende und um den Baukörper herumgeführte „Wandelhalle“ über. Die Vorderseite des massiven Flachdachs ist mit einem Betonrelief geschmückt.

Über dem rundum laufenden Flachdach erhebt sich ein hohes Zeltdach, dessen Grate jedoch nicht mit den Mauerkanten des Baukörpers in einer Linie verlaufen, sondern in der Mitte der Wandflächen aufsetzen, sodass Dreieckflächen entstanden sind, die - weiß verputzt - wie ein ornamentales Zick-Zach-Band die Strenge des Betonbaus mildern. In den Dreiecksflächen sind Fenster als einzige Belichtung des Innenraumes eingefügt.

Jahrhundertelang wurden Kirchen erbaut, in denen auch die Aufbahrung Verstorbener erfolgte. Im 19. Jahrhundert wurde es üblich, für die Aufbahrung eigene Gebäude zu errichten. Der Architekt Seemann hat in seiner Heimatgemeinde eine bemerkenswert ökonomische und stimmige Zusammenführung der zwei Bauaufgaben „Aufbahrungshalle“ und „Kirche“ geschaffen. Der Pfarrer stimmte allerdings erst nach längeren Diskussionen zu, den Altar so weit in den Raum vorzurücken, dass die Messe Richtung Gläubige gelesen werden konnte - nicht ohne zu betonen, dass sich seine „innere Einstellung“ zu dieser modernen „Vorschrift“ nicht geändert habe...

20. Jhd.