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Aktuelle Seite: Mödling Herz Jesu
NÖS-175
Stadt Mödling

Franz Andre

1970-1971

Im 19. Jahrhundert entstand die „Schöffelstadt“, ein neuer Stadtteil am südlichen Rand von Mödling. Neben Wohnhäusern wurde auch das Bezirkskrankenhaus, eine Schule sowie das „Hyrtelsche Waisenhaus“ mit einer Kirche errichtet. 1909 wurde in der Maria-Theresiengasse zusätzlich auch ein Kinderheim mit einer Kapelle erbaut.

Die Erhebung des neuen Stadtteils 1925 zur Pfarre erforderte schließlich einen Kirchenneubau – die Kinderheimkapelle war ungeeignet und zu klein und der Direktor des Waisenhauses lehnte die Nutzung der Waisenhauskirche als Pfarrkirche ab. Es dauerte allerding noch viele Jahre, bis ein geeigneter Bauplatz gefunden und die Finanzierung des Projekts gesichert war. Schließlich wurden die Grundstücke neben dem Kinderheim gekauft, die bestehenden Häuser abgerissen und 1970 endlich mit dem Kirchenneubau begonnen.

„Die Grundriß- und Baukörperform ergibt sich aus dem Winkel, den die beiden angrenzenden Straßen einschließen.“ (F. Andre) Sie wirkt de facto wie ein spitzwinkeliges Dreieck, das der Architekt allerdings durch die Ausbildung eines flachen Risalits an der breitesten Seite als „unregelmäßiges Fünfeck“ bezeichnet. Der Risalit kennzeichnet als sehr seichte Apsis den Altarraum. Im gegenüber liegendem spitzem Winkel plante der Architekt einen schlanken, offenen Turm „als Wahrzeichen und Rufer“ mit einer Höhe von 28 Metern, der gleichzeitig als Kircheneingang dient.

Der in Sichtbeton ausgeführte Stahlbetonskelettbau ist mit verputzten Ziegelflächen ausgefacht, wodurch der Architekt eine ästhetisch ansprechende Strukturierung des hohen Baukörpers erzielte. Auch im Kircheninnenraum ist die Kombination der beiden Materialen sichtbar. Die Dachuntersicht ist zur besseren Akustik mit Holz verkleidet. Bunten Betondickglasfenster von Hermann Bauch nehmen dem Hauptraum die Strenge des Betonbaus.

„Eine Novität stellt die Orgelempore dar.“ Wie der Architekt erklärt, hat er den Raum nicht nur für die traditionellen Verwendungszwecke geplant, sondern ihm auch die zusätzlichen Funktionen einer Werktagskapelle und eines Ausspracheraums zugewiesen. Bemerkenswert ist, dass der Architekt die fünfeckige Grundrissform des Hauptraumes „in verkleinertem Maßstab“ wiederholt, um damit deutlich den Sonderzweck als zusätzlichen, im Prinzip zweiten Sakralraum zu betonen. Der zur Gänze in Sichtbeton ausgeführte Raum kann durch eine mobile Glastrennwand vom Hauptraum abgeschlossen werden. Eine sehr steile Betonstiege hat jedoch den Besuch der Kapelle erheblich erschwert und 2006 wurde die Werktagskapelle in die Sakristei verlegt.

Die Räume des ehemaligen Kinderheims wurden als Pfarrheim adaptiert bzw. ausgebaut und die Kapelle zu einem Veranstaltungs- und Vortragssaal umgebaut.

Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts zeigt eine bemerkenswerte breite Palette an Gestaltungsmöglichkeiten. (mehr hier) Mit der multifunktionalen Orgelempore hat der Architekt Franz Andre eine weitere Variante hinzugefügt.

20. Jhd.