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Aktuelle Seite: St. Pölten-Spratzern
NÖS-234
Stadt St. Pölten

Hans Zita / Otto Schottenberger

1931-1932

Nachdem St. Pölten das Recht als Statuarstadt verliehen worden war, wurde 1922 der kleine Ort Spratzern als Bezirk eingemeindet. Für die sprunghaft angestiegene Einwohnerzahl war die bestehende, 1888 errichtete Mariahilfkapelle viel zu klein und 1931 wurde daher ein Kirchenneubau beschlossen.

Aus einem Wettbewerb mit 12 Teilnehmern gingen die jungen Wiener Architekten Hans Zita und Otto Schottenberger als Sieger hervor. Die Architekten errichteten im Grundriss einen traditionellen aber im Stil der neuen Sachlichkeit modernen Langhausbau mit einem hohem Rechteckturm. Lediglich die schmalen spitzgiebeligen Langhausfenster zeigen noch gotisierende Reminiszenzen. Weiße, verputzte Betonscheiben in Kombination mit Sichtziegelflächen in Kreuzform verhelfen der Kirche zu einer monumentalen Fassade.

Der Innenraum wird durch kräftige Eisenbetonbinder in 7 Joche unterteilt. Die Spitzbogenform erinnert wiederum an gotische Konstruktionen. Die jungen Architekten zeigten mit ihrem Entwurf eine breit etablierte Verfahrensweise der Moderne: bekannte Formulierungen der Vergangenheit wurden zwar modifiziert und verfremdet, jedoch gerade nur so weit, dass sie beim Betrachter noch die Erinnerung an Vertrautes hervorrufen. Der „ornamental wirkende Schuppenputz“ sowie Glasgemäldefenster erzeugen eine „feierliche Raumstimmung“.

Der eingezogene Rechteckchor ist ca. in der Hälfte der Tiefe und Höhe durch eine lettnerartige Altarwand mit lebensgroßen halbplastischen Figuren aus farbig glasierter Terrakotta von Josef Riedl unterteilt. Der Raum dahinter war ursprünglich für den Kirchenchor und die Orgel bestimmt, das hat sich aber wegen des schlechten Blickkontaktes mit dem Priester nicht bewährt und die Orgel wurde 1942 auf die Empore über den Haupteingang verlegt.

Die Liturgieform des zweiten Vatikanischen Konzils machte einen Umbau des Chorraumes notwendig. Das Kommuniongitter wurde abmontiert und die schmiedeeiserenen Türen nach der Idee von Irmgard Lenk in den neuen Volksaltar integriert.

In der Nähe des Chores wurde ein schlichtes, einstöckiges Pfarrhaus errichtet.

20. Jhd.