2602 Hauptallee 10-12
1898
1890 kaufte das k.u.k. Reichskriegsministerium das Gut Blumau-Neurißhof und errichtete die „k.u.k. Pulverfabrik Blumau“, die erste staatliche Munitionsfabrik der Monarchie. Gleichzeitig wurden Wohn- und Verwaltungsgebäude sowie in einem gemeinsamen Gebäudeblock eine Kirche und eine Schule errichtet. Wer die gesamte Anlage plante, ist nicht bekannt. Es könnte ein beamteter Architekt des Kriegsministeriums gewesen sein. (Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der Industriearchitekt Bruno Bauer mit der Vergrößerung der gesamten Anlage beauftragt.)
So wie die gleichzeitig errichteten Arbeiterwohnhäuser ist auch die Kirche als schlichter Putzbau hergestellt. Mit ihrer Außengestaltung erinnert sie verblüffend an die Alt-Lerchenfelderkirche im 7. Wiener Gemeindebezirk. Die orthogonalen Gliederungen mit Sichtziegelbändern, die flachen segmentbogenförmigen Fensterverdachungen aus dem gleichen Material sowie sparsam eingesetzter Terrakottadekor verleihen dem Gebäude einen spröden Reiz.
Laut Pater Michael vom Orden der Kalasantiner, die ab 1926 die Seelsorge übernahmen, wurde die am Dorfrand errichtete Kirche von der „sozialistisch ausgerichteten Bevölkerung“ jedoch kaum besucht. Und auch die Errichtung der Filialkirche Hl. Josef im Zentrum des Ortes „konnte an dieser Situation nur wenig ändern“.
Anfang 2022 schenkten die Kalasantiner die Kirche der Gemeinde Blumau, die derzeit ein Konzept für einen neuen Verwendungszweck erarbeitet.