2322 Himbergerstraße 1
1966
Die östlichen Gebiete Österreichs wurden im 6. Jahrhundert von den Awaren erobert. Nach der Niederwerfung bzw. Christianisierung der Awaren durch Karl d. Großen wurde in Zwölfaxing im frühen Mittelalter eine Kirche errichtet. Trotz späterer Erweiterungen genügte sie nicht mehr den heutigen Anforderungen. Sie wurde daher 1966 abgerissen und Clemens Holzmeister mit einem Neubau beauftragt.
Clemens Holzmeister griff bei der Gestaltung der Kirche, der Pfarrhoftrakte sowie des Jugendheims die Giebel und Pultdächer der umliegenden Häuser auf, und gruppierte die Gebäude um einen kleinen Hof zu einer „Gottessiedlung“ . An der Straßenfront kennzeichnet ein großes ornamental gestaltetes, die Giebelform nachzeichnendes Glasfenster den eigentlichen Kirchenbau. An der Rückseite der „Siedlung“ werden die Kirche und die Pfarrheimtrakte zu einer mächtigen Giebelfront vereinigt. Große Schallöffnungen für die Glocken ersetzten einen Turm, drei massive Steinkreuzen am First weise auf die Bestimmung der Gebaudegruppe hin. Die Spitze des Giebels liegt allerding nicht über dem Kirchenbau, sondern in der Achse eines niederen Durchganges, der von der Straße in den kleinen Innenhof führt.
Der Kircheneingang befindet sich seitlich in diesem Durchgang. Man betritt zuerst einen Vorraum, der durch eine Glaswand den Blick in den sich seitlich erstreckenden Hauptraum ermöglicht. Von dem Vorraum gelangt man jedoch zunächst in die Taufkapelle, die das große Glasfenster der Straßenfront erhielt und zum Hauptraum geöffnet ist.
Von der Taufkapelle erreicht man sodann einen Beichtraum, der nach außen durch einen seichten Erker mit schmalen seitlichen Fenstern gekennzeichnet ist.
Gegenüber der Eingangszeile erstreckt sich der Altarbereich über die gesamte Breite des rechteckige Saalraums. Er ist mit einer geraden Altarwand abgeschlossen, leicht erhöht und durch ein seitliches Glasfenster belichtet. Holzmeister nahm hier eine ähnliche Dreiteilung wie beim Eingangsbereich vor. Um den Gläubigen das „Altargeschehen möglichst nahe zu bringen“ (Holzmeister) hat er den mittleren Teil mit dem Altar in den Hauptraum vorgezogen und die Kirchenbänke fast unmittelbar an den Altar angeschlossen. Auf subtile Weise hat er hier praktisch ein traditionelles Element neu formuliert, indem er das Presbyterium, das üblicherweise an den Hauptraum angebaut war, gleichsam in dem Raum hineingezogen hat. (mehr hier) Und um die „Zelebration […] in jeder Form möglich zu machen“ hat Holzmeister zudem den Altar von der Altarwand abgerückt. Zu beiden Seiten des Altars springt das Podest zurück, auf einer Seite befindet sich die Sessio, auf der anderen Seite eine Nische für den Tabernakel. Die schmale und hohe Formulierung dieser Nische im Inneren erinnert an eine Gebetsnische einer Moschee und ist vielleicht eine Reminiszenz Holzmeisters an seinen langjährigen Aufenthalt in der Türkei. Allerdings ist ihr durch den gotisierenden Giebel das Orientalische genommen. Interessant ist, dass Holzmeister die traditionelle, mittige Apsis, die er dem Altar verwehrt, nun – an die Seite verrückt - der Tabernakelnische zuweist. Zeigt die Nischenformulierung manieristische Züge, so deutet die halbrunde, an der mächtigen Außenwand extrem klein wirkende und wie ein Erker in der Luft schwebende Apsis im Äußeren schon auf postmoderne Tendenzen hin.
Die gesamte expressionistische Innenausstattung stammt aus der Bauzeit. Bemerkenswert ist das mächtige geschnitzte Kruzifix, an dessen weitausladenden Kreuzbalken figürliche Darstellungen der vier Evangelisten angebracht sind.
Bemerkenswert ist auch, dass Holzmeister seine Konzeption in subtiler Vielfalt auf die Dedikation der Kirche, die Hl. Dreifaltigkeit, ausrichtete. Denn die Zahl drei zeigt sich nicht nur im Innenraum bei der Dreiteilung des Eingangs- bzw. Altarbereichs. An der Straßenfront bilden auch drei Giebel gleichsam die Hauptfassade des Seelsorgezentrums und die Anzahl der Kreuze am höchsten First finden damit ihre Erklärung.