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Aktuelle Seite: Ternitz
NÖS-268
Bez. Neunkirchen

Josef Vytiska

1956-59

In Ternitz gab es jahrzehntelang nur eine Notkirche, die 1926 in einer ehemaligen Sargfabrik eingerichtet worden war. Die wachsende Bevölkerung erforderte schließlich einen Neubau, mit dem 1956 Josef Vytiska, ein Schüler von Oskar Strnad und Peter Behrens, beauftragt wurde. Der im Kirchenbau bereits erfahrene Architekt entwarf einen kubischen flachgedeckten Saalraum mit eingezogenem Chor, der jedoch in der Außenansicht durch zweistöckige Anbauten für die Sakristei und diverse Pfarrräume optisch der Kirchenschiffbreite angepasst ist. Schmale schräggestellte Mauerscheiben und dazwischen eingefügte raumhohe Buntglasfensterbänder verleihen den Seitenwänden des Hauptraumes eine zick-zackartig gefaltete Dynamik. An der Eingangsseite befindet sich ein seitlich gestellter mächtiger, 38 m hoher Turm, der in Felder gerastert und von einem in der Nacht leuchtendem Kreuz bekrönt ist. Drei Türen führen in den Vorraum, von dem man an der rechten Seite in eine Kapelle gelangt, die früher als Taufkapelle diente und seit der Errichtung des Volksaltars das Tabernakel beherbergt.

Bemerkenswert ist die Chorraumgestaltung: Vytiska lässt den Fußboden des Hauptraumes Richtung Altar hin schräg abfallen, erhöht jedoch den Altarraum durch mehrere Stufen und schrägt gleichzeitig die Chorraumdecke nach hinten ab. So entstand ein bühnenartiger Chorraum, in dem die großen Mosaikbilder an den Wänden von Lois Pregartbauer gleichsam die Hintergrundkulisse für den Altar bilden. Schwarz-weiße Linoleumbahnen, die am Fußboden pfeilartig Richtung Altar verlegt sind, erhöhen die theatralische Raumwirkung. Dazu passt, dass die Fensterbänder der Seitenwände zum hell erleuchteten Altar hin ausgerichtet sind, während der Laienraum in mystisches Dunkel gehüllt ist.

Generell reagierte der Kirchenbau der 1950er Jahre durch die Planung von Saalräumen auf die liturgischen Erneuerungsbewegungen der 1930er Jahre (mehr hier). Zugleich zeigte sich aber, wie schwer es vielen Architekten fiel, sich dem traditionellen Kanon eines konventionellen Langhaustypus zu entziehen. So wandelte Vytiska den nach außen wie ein großer Saal wirkenden Raum im Kircheninneren durch die Unterteilung mit Betonsäulen dann doch in einen dreischiffigen Langhausbau um und auch der eingezogene, durch Stufen erhöhte Chorraum entspricht dem herkömmlichen Schema.

Die Kirche bietet Platz für 3000 Besucher. Wegen ihrer imposanten Größe und dem weithin sichtbaren Turm wird sie oft auch als „Ternitzer Dom“ oder „Schwarzataler Dom“ bezeichnet.

20. Jhd.