3962 Gem. Unserfrau-Altweitra
Heinrichs bei Weitra 10
1872-1875
Der nahe der tschechischen Grenze gelegene kleine Ort hieß ursprünglich „Heinrichs an Böhmen“ und erhielt erst nach dem Ersten Weltkrieg seinen heutigen Namen. Der Ort hatte keine Kirche, für den Besuch der Gottesdienste stand jedoch die kleine Pfarr- und Wallfahrtskirche im Nachbarort Unserfrau zur Verfügung. Erst 1765 erhielten die Bewohner von Heinrichs mit finanzieller Unterstützung der Herrschaft Weitra eine kleine Kapelle, die rund 200 Personen Platz bot. Als im Zuge der Kirchenreform unter Kaiser Josef II Heinrichs zur Pfarre erhoben wurde, genügte die bestehende Kapelle nicht mehr den neuen Anforderungen und 1872 wurde daher der Baumeister Hermann Schneider aus Weitra mit dem Bau einer größeren Kirche beauftragt.
Schneider plante einen konventionellen Längsbau mit einem einschiffigen Langhaus mit niederen Seitenkapellen, einem eingezogenen polygonalen Chorhaupt sowie einem an der Fassade seitlich angefügten Turm.
Seit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Diskussion über den „richtigen Kirchenbau“ begonnen hatte, wurde der gotische Stil als der ideale Stil für den Kirchenbau angesehen. (mehr hier) Dementsprechend hat Schneider mit typisch gotischem Formenvokabular wie Spitzbogenfenstern, Maßwerkfenstern an der Fassade, tiefen Strebepfeilern sowie einem übergiebelten Spitzbogenportal einen schlichten neugotischen Bau geschaffen.
Die Kirche wurde komplett aus Granitquadern errichtet und kommt damit - zumindest in der Materialwahl - dem Ideal eines gotischen Kirchenbaus nahe. Dies ist bemerkenswert, da im 19. Jahrhundert der Bau von Kirchen aus Stein aufgrund hoher Kosten nur selten verwirklicht werden konnte. Besonders in Wien wurde aus wirtschaftlichen Gründen der Sichtziegelbau eine gängige Alternative. (mehr hier) Die Granitsteine für die Kirche in Heinrichs stammen aus einem heimischen Steinbruch und an der äußerst präzisen Ausführung des Bauwerks sollen zwei Jahre lang zwanzig Steinmetze gearbeitet haben.
Der Hochaltar war ursprünglich 1896 für eine andere Kirche geschaffen worden. 1954 erwarb ihn der damalige Pfarrer und ließ ihn an Stelle des wesentlich kleineren Altars aus der Bauzeit aufstellen. Das alte Altarbild aus der Barockzeit mit der Darstellung der Krönung Mariens wurde in den neuen Altar eingefügt, wobei das Bild von einer zeitgenössischen Künstlerin im passenden Stil verbreitert wurde. Die Mensa des alten Altars dient heute als Volkaltar.
Nach Fertigstellung der Kirche wurde die barocke Kapelle abgerissen. 1971 wurde Heinrichs gemeinsam mit sechs umliegenden Orten zur Gemeinde Unserfrau-Altweitra zusammengelegt und dem Gemeindeamt in Unserfrau unterstellt.
Die zentral im Ort gelegene Kirche von Heinrichs repräsentiert für die rund 190 Bewohner nicht nur einen bedeutenden Mittelpunkt des religiösen Lebens, sondern verleiht dem kleinen Dorf als „Granitkirche Heinrichs“ auch seine eigene Identität.