2452 Stadtgemeinde Mannersdorf am Leithagebirge
Wasenbruck, Kirchengasse 1a
1960
Im Jahr 1884 kaufte die Firma Hutter & Schrantz eine Filztuchfabrik, die 1882 bei einer Brücke über die Letha neben der 1855 erbauten Wasenmühle errichtet worden war. Für die aus den umliegenden Dörfern aber auch aus den Kronländern zugewanderten Arbeiter ließ Johann Schrantz Arbeiterwohnhäuser, eine Schule, Geschäfte und sogar einen Theatersaal erbauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik erweitert und neue Zuwanderer zogen in den neu entstandenen Industrieort.
1934 wurde im Turnsaal des Wasenbrucker Kinderheims eine Gottesdienststätte eingerichtet, allerdings bestand von der vorwiegend sozialistisch orientierten Bevölkerung wenig Interesse an einem Kirchenbesuch. Mehr Zuspruch erhoffte man sich mit einem Neubau, mit dem der Architekt Johann Rezac im Jahr 1960 beauftragt wurde, und der dem kleinen Ort zu einem außergewöhnlichen Bauwerk verhalf.
Der wie ein Schneckenhaus spiralfömig angelegte Grundriss umfasst den Kirchenraum, den Eingangsbereich, die Pfarräume sowie die Sakristei. Der Eingangsbereich ist das Erdgeschoß des ca. 18m hohen, sich nach oben verjüngenden Turms. Beim Turm setzte der Architekt in der Höhe von 12 Metern die Dachkonstruktion des Hauptraumes an und schraubt sie gleichsam - dem Oval des Baukörpers folgend - auf rund 3m Raumhöhe herunter. Schmale Fensterschlitze, die durch kleine trapezförmige Öffnungen ryrhmisiert sind, betonen als ein in der Höhe abnehmendes Fensterband die spiralförmige Konstruktion des Gebäudes und erzeugen im Kircheninneren eine mysthische Lichtwirkung.
Im Kirchenraum ist der durch Stufen erhöhte Altarbereich noch ganz im traditionellen Sinn deutlich vom Laienbereich getrennt. (mehr hier) Er wird an zwei Seiten von geraden Wänden umfasst, die auch als Abgrenzung zu den Nebenräumen dienen.
Johann Rezac wurde 1911 in Wasenbruck geboren, studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Beherens, war sodann als Architekt selbständig tätig und unterrichtete zuletzt an Höheren Technischen Lehranstalten in Krems und Wien.
Der weithin unbekannt gebliebene Architekt hat zweifellos eine der innovativsten und außergewöhnlichsten vorkonziliaren Kirchen in Niederösterreich errichtet. In der Zeit, als mittels geometrischer Formen neue Lösungsansätze für den Kirchenbau gesucht wurde, hat er als Einziger die Form der Ellipse gewählt, die von anderen Architekten erst in den 1990er Jahren als mögliche Grundrissform „entdeckt“ wurde. Wie etwa von dem bekannten Architekten Hans Tesar bei der evangelischen Kirche in Klosterneuburg, 1994-95.