1110 Zentralfriedhof Simmeringer Hauptstraße 234
GR. 52A, R. 2, Nr. 22 (bei Tor 11)
1908
In der Nähe des jüdischen Kriegerdenkmals in der Alten israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofs befindet sich das prachtvolle Mausoleum Elias. Die Familie Elias stammte aus Bukarest und hatte es als Großhandelsunternehmer zu bedeutendem Wohlstand gebracht. Eine ihrer zahlreichen Firmengründungen befand sich in Wien und wurde von Abraham Elias geleitet. Nach seinem Tod im Jahr 1908 ließ sein jüngerer Bruder Jacques Menachem Elias, das erfolgreichste und reichste Familienmitglied, von dem jungen Architekten Stefan Fayans das Mausoleum errichten.
Die Familie Elias waren Nachfahren der sephardischen Juden, die im 15. Jahrhundert aus Spanien und Portugal vertriebene worden waren und die sich zunächst vor allem in osmanisch kontrollierten Gebieten niedergelassen und sich in der Folge über ganz Mittel- und Westeuropa verbreitete hatten. In Wien erfolgte 1737 die Gründung des Verbandes der „Türkischen Israeliten Sephardim“.
Als 1867 den Juden im „Österreichisch-Ungarischen Ausgleich“ die ungehinderte Religionsausübung gestattet wurde, erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Errichtung zahlreicher Synagogen. Während die meisten Neubauten im neogotischen oder neuromanischen Stil erbaut wurden, bevorzugten die sephardischen Gemeinden einen neomaurischen Stil, um an die kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit der Juden in Spanien zu erinnern.
Ein prachtvolles Beispiel einer sephardischen Synagoge war der von Hugo von Wiedenfeld 1885-1887 errichtete sogenannte „Türkische Tempel“ in Wien 2., Zirkusgasse, der 1938 von den Nationalsozialisten brutal zerstört wurde.
Das Mausoleum Elias war der erste Auftrag, den der Architekt Stefan Fayans erhielt, als er sich 1908 selbständig machte. Fayans hat in St. Petersburg ein Architekturstudium absolviert und an der Technischen Universität in Wien ein Doktoratsstudium angeschlossen. In seiner Dissertation setzte er sich ausführlich mit der Errichtung von Friedhofsanlagen und entsprechenden Bauten auseinander. Bemerkenswert ist, dass er sich – selbst aus einer jüdischen Familie stammend – ausschließlich mit christlichen Anlagen befasste und die Gestaltung von jüdischen Friedhofsbauten nicht einmal am Rande erwähnte.
Dementsprechend war für ihn die Errichtung eines sephardischen Mausoleums zweifellos Neuland und es liegt nahe, dass er sich an der weithin bewunderten sephardischen Synagoge in der Zirkusgasse orientierte. Die Ausführung des Grabmals lässt allerdings vermuten, dass er sich seine Kenntnisse über die maurische Bauweise direkt in Spanien angeeignet hatte, die er sodann für die Planung bravourös zu nutzen verstand.
Da die Grabstelle nicht direkt an einem der Hauptwege liegt, kaufte Jaques M. Elias die davor liegenden Grabstellen auf, um einen freien Blick auf das Mausoleum zu gewährleisten. Stefan Fayans entwarf ein außergewöhnlich prachtvolles Grabmal mit drei offenen Arkaden mit den für den maurischen Stil charakteristischen Zackenbögen und einer Kuppel mit Sternendekor, die von einem Davidstern bekrönt ist. Mit besonderem Bedacht wählte der Architekt die Baumaterialien: der Unterbau und die Einfriedungsmauer sind aus grauem Granit und der Baukörper und die Kuppel aus kostbarem Carrara-Marmor hergestellt. Die Säulenschäfte bestehen aus hellrotem Granit, die Säulenbasen und Kapitälle sind aus Bronze gefertigt.
Jaques M. Elias ließ das Mausoleum mit drei Grabstellen errichten. Neben seinem Bruder Abraham liegt das Grab von dessen Frau Pauline, die nur ein Jahr später, im Jahr 1909, verstarb. Die dritte Grabstelle (von rechts) hat Jackes M. Elias für sich selbst vorgesehen, und nachdem er 1923 in Bukarest verstorben war, wurde sein Leichnam nach Wien überführt.
Der unverheiratete und kinderlose Unternehmer vermachte den Großteil seines Vermögens in Form einer Stiftung der Rumänischen Akademie in Bukarest, die 1992 das Mausoleum am Wiener Zentralfriedhof aufwändig renovieren ließ.