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Aktuelle Seite: Amstetten-Ulmerfeld
NÖS-6
Bez. Amstetten

Zubau

Franz Barnath

1951-1953

In der kleinen Ansiedlung Ulmerfeld wurde bereits im 10. Jahrhundert eine Kirche errichtet. Im 14. Jhd. wurde sie vergrößert, im 17. Jhd. barockisiert, im 18. Jhd. erweitert und Ende des 19. Jhds. wurde der Turm mit dem markanten spitzen Turmhelm über dem gotischen Kernbau aufgeführt.

Der steigende Bevölkerungszuwachs nach dem Zweiten Weltkrieg machte eine Kirchenerweiterung notwendig. Es kam zur Gründung eines Kirchenbau- und Verschönerungsverein und der St. Pöltner Architekt Franz Barnath wurde mit der Erstellung der Umbaupläne betraut.

Barnath öffnete den bestehenden Kirchenbau an einer Längswandseite und fügte einen fast quadratischen Neubau an. Dazu musste allerdings der Kirchenplatz verkleinert und die dort wachsenden Linden gefällt werden - worüber laut Pfarrchronik „Gegner des Kirchenbaus […] ein großes Gezeter angestimmt haben.“

Der Architekt konzipierte den Erweiterungsbau dreischiffig mit einem breiten, überhöhten Mittelschiff und einer um drei Seiten geführten Empore. Der gotische Chor ist als Kapelle eingerichtet, der gegenüberliegende Teil des Altbaus ist zur Sakristei umfunktioniert. Die Außenwand des ehemaligen Langhauses wurde mit einer seichten Apsis neu errichtet, um einen würdigen Aufstellungsplatz für den Altar zu schaffen.

An der Hauptfassade ist gleichsam als Weiterführung der Seitenschiffe ein Vorbau angefügt. Breite Mauerstreifen zu beiden Seites des Eingangsportals sind mit Sgraffiti von Josef Zöchling versehen.

Barnaths Erweiterungsbau spiegelt deutlich die Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten der 1950er Jahre wider, die zum Teil in einem Changieren zwischen dem Bewahren von Tradition und dem Einbringen individueller Gestaltungsideen mündete. (mehr hier)

So hat der Architekt etwa bei der Gestaltung der Fenster nicht die Spitzbogenform des Altbauchores aufgegriffen, sondern mit der Wahl von Rundbogenfenstern individuelle Akzente gesetzt. Den Hauptraum hat er im Grundriss zunächst als einen modernen Versammlungsraum angelegt, aber durch das Einziehen von Pfeilern dann doch eher der traditionellen Dreischiffigkeit vertraut.

Bei der Außengestaltung hat Barnath die zweifärbige Bemalung des Turmes auch am Neubau übernommen und zusätzlich durch profilierte Gesimse die „Härte“ der ornamentlosen Betonfassaden gemildert. Auch im Innenraum bestimmt eine zweifarbige Ausmalung den Raumeindruck. Durch profilierte Umrahmungen der Seitenschiff- bzw. Emporenöffnungen entfaltet sich eine wohnliche Atmosphäre – allerdings mit einem Touch von Biederkeit.

Die monochromen Bilder an den Emporenbrüstungen mit Szenen aus dem Leben der heiligen Petrus und Paulus wurden zwei Jahre nach der Kirchenweihe von Maria Sturm angefertigt.

Gotik
20. Jhd.